Liebe Champagner-Freunde,

 

diesmal gibt es nichts zu kaufen, einfach nur lesen und genießen! Der folgende Text soll daran erinnern, was Champagner so einzigartig, so vollkommen unter den großen Weinen und Terroirs dieser Welt macht.

Gehen wir zurück zu den geologischen und klimatischen Ursprüngen, unter die Wurzel sozusagen und enden mit den aufsteigenden Blasen in unseren Gläsern - die Nahrung für die Photosynthese des nächsten Jahrgangs in der Champagne.

Viel Spaß beim Schmökern und schmecken...

 

Die Vergangenheit des Weins verweist zunächst auf eine sehr entfernte Vergangenheit, die geologische Vergangenheit, in der die Erde selbst und der Untergrund Gestalt annahmen. Die vulkanischen Felsen aus erkaltetem Magma, sedimentäres Gestein aus Fossilien und Erosionsablagerungen –  z.B. Basalt, Kalk, Sandstein, Tonerden, Mergel, Kreide... Mit dem Wein trinken wir Atome dieser Felsen und den Duft, den sie einbringen.

 

Dann gibt es die Vergangenheit der Erde: Die Urwälder, die millionenjährige Versteinerung der Überreste von Tieren, von Blättern, Feuer und Wasser, Brennen der Sonne und des Frostes, zerbrochene, zergliederte zersetzte Moleküle, die sich zu edlen Stoffen wieder zusammensetzen. Tonhaltige, kalkige, humusreiche Böden. Mit dem Wein trinken wir Atome des Bodens und den Duft, den sie einbringen.

 

In einem Glas Champagner begegnen wir also der entferntesten Erinnerung an die Fossilien des sekundären Zeitalters, kleine verkalkte Tiere, die gleichsam zu festen Phantomen erstarrt sind und das Wasser speichern. Leichte und poröse Kreide, bröckeliger Mergel, formbarer Ton. Wir stammen aus dieser Geologie, aus diesem ersten Wasser, wir waren Weichtiere, bevor wir Weinverkoster wurden, und einen Wein verkosten kann uns wieder in diese fernen Zeiten entführen.

Ein Glas Champagner enthält aber auch die komprimierte Klimageschichte. Die Epochen der Vulkane und der Überflutungen, der Eiszeiten, aber auch, viel näher, das Klima des Jahres, in dem sich die Trauben von diesen Böden genährt haben, von diesem Wetter, Regen und Trockenheit, Sonne und Frost. Mit dem Wein trinken wir Regen- und Sonnenatome und den Duft, den sie einbringen.

Im ewigen Zyklus der Materie trinken wir also mit dem Champagner in gewisser Weise, was wir waren, und künftig werden wir zu dem, was wir trinken.

 

Wir sollten versuchen, Gutes gut zu trinken, für unser Wohlergehen und für das des Planeten.

So gesehen bietet uns der Champagner eine einzigartige Erfahrung. Es ist der einzige Wein, der Nahrung aus dem Kalkablagerungen des sekundären Zeitalters gewinnt, um ihn nach einem langen Umwandlungsprozess als feine Bläschen wieder in die Atmosphäre zu entlasten.

Vitis vinifera, die Weinrebe, die bereits 6000 Jahre vor Christus auf dem Gebiet der heutigen Türkei und Armeniens kultiviert und im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung in der Champagne angesiedelt wurde, dringt mit ihren Wurzeln in den Kalk ein, bis zu 25 Meter unter der Oberfläche.

Die Rebe nährt sich von den Mineralien, die sie dort findet, atmet durch die Blätter Sauerstoff aus und Kohlendioxyd ein, um damit die Trauben wachsen zu lassen. Im Herbst fallen die geschnittenen Blätter und Ranken zu Boden und vererden; damit ist der kleine Zyklus abgeschlossen.

Der große Zyklus aber verlangt etwas mehr Zeit. Ein Teil unserer CO2-Emissionen wird vom Wind auf die Meere geweht und dort von kleinen Muscheln und Schalentieren verwertet, die dann in die Tiefe sinken und sich zu kalkigen Ablagerungen sammeln.

Eines Tages werden aus diesen mineralischen Abgründen Hügel aufsteigen, die, wer weiß, sich mit Champagner-Reben bedecken. In ca. 200 Millionen Jahren wäre es so weit. Der daraus entstehende Champagner wird so wieder seine Kohlendioxid-Blasen dem Kreislauf des Champagner-Lebens zu führen.

Dieser Text ist eine Interpretation von Alexander Steinmüller frei nach dem französischen Philosophen und Schriftsteller Michel Onfray.

Wir wünschen Ihnen wundervolle, entspannte Sommertage und viele Champagnermomente.

PS: unsere Boutique ist vom 05.-21.08. geschlossen, der Versand erfolgt wie gewohnt.

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